Die deutsche Textil- und Modebranche treibt die Entwicklung eines nachhaltigen Rücknahmesystems für Textilien voran. Ziel ist ein modernes EPR-System (Extended Producer Responsibility), das Hersteller nicht nur finanziell beteiligt, sondern aktiv in die Gestaltung und Umsetzung einbindet.
Ein neuer Projektbaustein, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), widmet sich der Entwicklung dieser neuen Ziele. Statt sich ausschließlich an Sammelquoten zu orientieren, sollen künftig herstellerbezogene Parameter, Umweltauswirkungen und nachhaltiges Design in die Bewertung einfließen.
Chance für ein modernes System
Während Länder wie Frankreich und die Niederlande bereits textile EPR-Systeme eingeführt haben, fehlt in Deutschland bislang eine gesetzliche Grundlage. Die geplante Überarbeitung der EU-Abfallrahmenrichtlinie bietet nun die Chance, ein praxisnahes, unbürokratisches und wirksames System zu gestalten – ohne die Fehler bestehender Modelle zu wiederholen.
„Wir brauchen ein textiles EPR-System, das ökologisch und ökonomisch wirkt, rechtssicher ist und die Realität der Industrie abbildet – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen“, sagt Jonas Stracke, Leiter Kreislaufwirtschaft beim Gesamtverband textil+mode. „Mit teuren, bürokratischen Systemmonstern bringen wir die Kreislaufwirtschaft kein Stück voran.“
Erfahrungen aus anderen Abfallströmen nutzen
Das Projekt wird gemeinsam mit der GRS Servicegesellschaft mbH, der Stiftung GRS Batterien und dem Forschungskuratorium Textil umgesetzt. Erfahrungen aus anderen Abfallströmen – etwa Batterien, Verpackungen oder Elektrogeräte – fließen in die Analyse ein.
Julia Hobohm, Geschäftsführerin der GRS Servicegesellschaft mbH, betont: „Unsere Erfahrungen aus dem Batteriebereich zeigen deutlich, welche Fehler bei der Einführung eines Textil-EPR-Systems in Deutschland unbedingt vermieden werden müssen. Dazu gehört auch die kritische Prüfung gesetzlich festgelegter Sammelquoten.“
Wissenschaftlich begleitet – praxisnah umgesetzt
Das Projekt läuft über 16 Monate und wird wissenschaftlich begleitet. Ziel ist ein Bewertungssystem, das die tatsächlichen Umweltauswirkungen berücksichtigt und die Herstellerverantwortung sinnvoll erweitert – ein wichtiger Schritt hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft.
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